Ich komme eben frisch aus der Abendvorstellung von TRON:Legacy in der RealD-Fasssung, und allein schon um das mal etwas zu ordnen, was ich davon jetzt halte, schreibe ich also mal eine Review direkt aus dem Kurzzeitgedächtnis.
Dabei versuche ich mal so spoilerfrei wie möglich zu sein, denn eins vorneweg: ich halte ihn für sehenswert. Eventuell auch mehrmals, um die (siehe später) unglaublich vielen Referenzen und Geek-Schmankerl zu finden.
Der Film beginnt in 2D mit leichten 3D-Einstreuungen. Ähnlich wie in Avatar wird auch hier dem Zuschauer erstmal die Möglichkeit gegeben, sich daran zu gewöhnen, dass er durch eine Brille mit ziemlich breitem Gestell gucken muss. Aber nicht nur das: dieser Teil spielt in der realen, unsererer Welt, was durch eben dieses Stilmittel dargestellt werden soll. Hier ist alles wie wir (also 2D-gewohnte Kinogänger) gewohnt sind, im Gegensatz zur Anderern Seite.
Hier wird uns Sam Flynn vorgestellt als ein Rebell, dem zwar die größte Softwareschmiede der Welt gehört, der diese aber nicht leiten will. Warum er im Aufsichtsrat einen Freund hat, erschließt sich kaum, wenn man das Original nicht gesehen hat. Auch wird man nicht verstehen, warum ihn diese Figur dann dazu bewegen kann, das zu tun, was ihn im Endeffekt in die – tadaaaa – 3-dimensionale (imposante!) Welt des Raster (ja, die Begriffe sind teilweise seltsam aber konsistent mit dem 1982er übersetzt) bringt. Der Soundtrack von Daft Punk fängt hier an, zum tragenden Element zu werden. War er am Anfang zwar präsent, so geht er hier vom cinematisch-instrumentalen hin zur völligen Elektrifizierung.
Die Arena des Disc Wars hat sich massiv verändert. War früher der Kreis das tragende Element, ist es jetzt das Hexagon – direkt gefolgt von Freiformflächen. Auch das Spiel ist schneller und packender – aber auch schneller vorbei.
Wer sich vorher etwas informiert hat, weiß in der Szene danach bereits mehr als Sam – was aber nicht weiter stört, denn auch wenn der sich etwas zum Löffel macht, wird die Situation nicht schlimmer als sie vorher war. Man könnte sagen, die Autoren sind dem „satan ex machina“ sehr gut ausgewichen.
Als nächstes finden wir uns auf dem Lichtrenner-Feld wieder – mit neueren und schickeren Lightcycles. Jetzt nicht nur in 90°-Winkeln, sondern auf bis zu 3 Ebenen! Sam schlägt sich gut, hier hilft ihm seine im Intro unterhaltsam porträtierte Leidenschaft für das Motorrad(zuschnell-)fahren, woher er auch ein Manöver übernimmt. Nicht gänzlich erfolgreich, aber sonst hätte 13Quorra ja auch keinen Grund, ihn zu retten 😉
Darauf folgt das große Wiedersehen von Vater und Sohn und die zu erwartende awkward silence beim gemeinsamen Abendessen. Dann schlägt wohl der Sex Sells-Faktor zu: 2 völlig sinnfreie Shots von Olivia Wilde im Bodysuit, ausgestreckt auf dem Sofa. Nicht, dass ich was dagegen hätte, sehr lecker, aber: wäre das im Plot eingebaut, hätte ich auch gern mehr davon genommen 😉
Nachdem Sam das gemacht hat, was er am besten kann (kriminell sein und schnell fahren) kommt die mit Abstand beste Szene des gesamten Films, die Bar „End Of Line“. Geführt von einem sehr exzentrischen Castor, der auch Jonny Depp gut zu Gesicht gestanden hätte trifft sich hier alles, um… ähm… Powerade zu trinken? Romulanisches Ale? Verdünnter Curacao? Man weiß es nicht.
Jedenfalls geht einiges nicht so wie gedacht und es entspinnt sich ein Kampf, der in seiner Choreografie wohl das genialste ist, was ich in letzter Zeit gesehen hab. Man stelle sich vor, Kurt Wimmer und Milla Jovovich.. oh, gibts ja schon. Naja, darauf jedenfalls noch ein paar Faktoren drauf.
Das Ganze unter den wachsamen Helmen von Daft Punk höchstpersönlich, die im EOL offenbar Resident DJs sind – klar, dass der Club so gut besucht ist!
Wenn sie nicht von Obi-Wan gerettet werden würden, wären unsere Helden hier zwar ganz schön verloren. Werden sie aber, und deswegen verabschiedet man sich recht schnell um auf ein altbekanntes Gefährt zu treffen: einen Solar Sailer, der im gegensatz zum Lichtrenner nicht weiter (abgesehen von der Bezeichnung als „Güterzug“) vorgestellt wird. Hier ist es also völlig an den Fans ihn zu erkennen, was nicht unbedingt gut ist.
Die Reise führt uns an einen Ort, wo man lieber nicht wäre, der aber nochmals Gelegenheit zu einigen spektakulären Stunts bietet und in einer Zehntelsekunde einen ziemlich miesen Opportunisten entlarvt, nur um diesen Twist sofort zu vergessen. Es bekommt ihm zwar nicht sonderlich gut, aber man hat den Eindruck, hier wurde was geschnitten.
Die Flucht hin zum Portal (hey, warum genau ist der Ausgang so extrem weit vom Eingang entfernt??) hätte Luke Skywalker alle Ehre gemacht und auch das Ende könnte direkt aus Star Wars stammen – wer hat sonst Architekten, die unendlich tiefe Schächte mit einer 1m breiten Planke ohne Geländer überbrücken?
Ein gutes, unerwartetes aber erhofftes Happy End bringt uns für einige Szenen zurück in die Reale Welt – die in ihrer Flachheit zumindest kurzzeitig die Frage aufwirft, was realer ist. Die End Titles sind gut gemacht, nur… diese Art kennen wir jetzt schon, spätestens nach 300 und Spider Man 1-3 hat das jeder schonmal gesehen.
Oh und, a propos (ir)reale Welt: mir jedenfalls ging es auch nach Verlassen des Kinos noch ein paar Minuten so… kann gut sein, dass das irgendwas mit Post3d-Stress-Syndrom zu tun hat, aber da das meine 3D-Langfilm-Premiere war (IMAX-Kurzfilm vor ein paar Jahren), weiß ich das noch nicht.
Fazit jedenfalls: nicht nur der Hauptwerbeträger „Wir haben Musik von Daft Punk“ ist es wert, den Film gesehen zu haben. Anders als viele Kritiker finde ich nicht, das die Story dünn wäre. Jedenfalls nicht dünner als im ersten Teil, durch eine neue Klasse Programme eher noch dichter, denn jetzt hat alles wenigstens einen Grund und ist nicht reiner Selbstzweck.
Nebenbei bemerkt: der Soundtrack ist so gut, dass ich den während dem Schreiben laufen lasse und den Film komplett im Kopfkino hab. Das ist selbst für mich selten, und ich bin einer, der Musik und Bilder sehr stark (fast synästhetisch, aber nur im Gedächtnis) koppelt.
Zu den Referenzen und Geek-Geschenken:
Bisher gefunden habe ich nur die offensichtlichsten, die ich hier aber ohne Position angebe, damit ihr schön selber suchen könnt:
-Wargames-Zitat
-Star Wars an mehreren Stellen
-Ubuntu-Logo
-Filmplakate und Merchandise vom Original-TRON
-Seitenhiebe auf große Software-Firmen
-Linux-Hacking
-Dicke Türen vs. einfach zu knackende Schlösser
-Go und der Mensch ein Programm besiegen kann
-Marvin aus dem Hitchhiker?
Dazu noch zwei Sachen, die ich zwar weiß, aber das Original mir grade nicht einfällt:
-der Angeber-Sprung von Rinzler
-die von oben herabfahrbaren „Glocken“ über den Wächtern in CLUs Schiff
Und damit bin ich am Ende und falle jetzt gleich ins Bett. Ciao!