Es war ein sonniger Tag. Nicht unerträglich heiß, aber angenehm. Die Sonne schien seit dem frühen Morgen, und doch schien es nicht warm werden zu wollen, so hatte die Klimaanlage des 20-stöckigen Gebäudes in Houston, Texas nicht viel zu tun.
„Landung erfolgreich!“, schallte es aus den Lautsprechern im Kontrollzentrum. Die Lautstärke wurde unbeschreiblich. Und nicht nur dort, denn die Landung der „Eagle“ wurde weltweit Live übertragen, zumindest nannte man es Live. Das Licht, und damit auch die Videosignale, brauchte 20 Minuten, um vom Landeplatz zur Erde zu gelangen. So erfuhr die Welt erst nach 20 Minuten, ob die erste bemannte Mission zum Mars erfolgreich war. Aber in solchen Momenten war niemand so kleinlich.
Das Team auf dem vierten Planeten des Sonnensystems hatte inzwischen schon begonnen, ihre Raumanzüge anzulegen. Im Gegensatz zu denen, die am Ende des 20. Jahrhunderts verwendet wurden, waren die neuen Modelle fast wie Maßanzüge. Eigentlich waren es Maßanzüge, denn sie wurden für jedes der fünf Crewmitglieder einzeln angepasst. Zusätzlich gab es für den Fall einer Beschädigung zwei Notfallanzüge. Diese waren natürlich nicht angepasst, und so war in diesen Anzügen nicht an längere Arbeit zu denken.
Darüber machte sich aber keine der fünf Personen Gedanken, als sich die Rampe der Raumfähre mit einem Zischen der Hydraulik öffnete.
Vor ihnen befand sich die weit ausladende Senke des noch namenlosen Kraters, der für die Landung ausgewählt worden war. Später würde man ihn nach der Stadt benennen, die hier entstehen sollte. So lautete der Plan, und es fehlte nur noch eins: die neue Stadt, deren Bau von dieser Crew begonnen werden sollte.
Einer nach dem anderen trat auf die Rampe, die die „Eagle“ ausgefahren hatte. Bei der Namensgebung hatten sich die Verantwortlichen als nicht sehr einfallsreich erwiesen, indem sie den Namen der Mondlandefähre aus der Apollo 11-Mission verwendeten. Wie Jack jedoch fand, passte der Name recht gut zu dem Fahrzeug, das sie hierhin gebracht hatte, wie ein Adler, das Wappentier „seiner“ USA.
Wie viel sie doch erreicht hatten in den letzten 20 Jahren. Damals hatte man noch mit einer mindestens sechsmonatigen Reise gerechnet, aber zum Glück blieb die Technik nicht stehen. Neue Antriebssysteme wurden entwickelt, und dank den neuen Protonenstrahl-Triebwerken mussten sie „nur“ 2 Monate im engen Schiff aushalten. Dadurch wurde einiges einfacher, zum Beispiel das Problem der Lebenserhaltung. Diese wurde früher für das größte Problem gehalten, denn Sauerstoff für 6 Monate war nur schwer mitzunehmen. Doch die verkürzte Reisezeit löste dieses Problem.
„Hey Jack, willst du nicht mehr?“
Kate riss ihn aus seinen Gedanken. Kate Wesley war als der Scherzkeks der Mission bekannt. Damit widersprach sie einem ziemlich großen Klischee der immer ernsten Wissenschaftlerin. Das war sie aber als wissenschaftliche Leiterin der Expedition, und zwar aus vollem Herzen.
Langsam setzte sich Jack wieder in Bewegung. Vorsichtig einen Schritt vor den anderen setzend, ging er die Landerampe hinunter. Kameras, die sie am Eingang der Fähre aufgestellt hatten, filmten jeden seiner Schritte. Nach einer – dank des modernen Bordcomputers schnellen – Verarbeitung wurden die Videodaten an eine im Geostationären Orbit genau über dem Krater hinterlassenen Relais-Station gefunkt. Dieser von Solarpanels betriebene Satellit verstärkte die Signale und schickte sie auf die Reise Richtung Erde.
Nach fünf weiteren Schritten setzte Jack seinen Fuß als erster Mensch überhaupt auf den sandigen Boden des Mars.
„Eigentlich würde ich ja etwas sagen wie ‚Es ist ein kleiner Schritt für mich, aber ein großer für die Menschheit‘, aber der Satz ist ja bereits verbraucht. Deshalb sage ich einfach nur: ‚Mars, wir kommen!’“
Als dieser Ausspruch auf der Erde ankam, wusste noch keiner, wie und in welcher Form dieser Satz die Geschichte prägen sollte.